top of page
n-pfister

Lehren, um sich selbst zu schützen vs. lehren, um das natürliche Lernen zu begleiten


“Lehren heisst ein Feuer entfachen, und nicht, einen leeren Eimer füllen.” Heraklit


Pro Doppelseite im Mathe-Lehrbuch habe er eine Woche Zeit. - Eine Woche für die schriftliche Multiplikation, eine Woche für die Dezimalzahlen, eine Woche....oder wie genau muss man sich das vorstellen? Wissen wir vor lauter Unterrichten, Intervenieren und Strukturieren überhaupt noch, wie Lernen funktioniert? - ich bin misstrauisch.


Die Direkte Rede haben wir im Sommer 21 behandelt und die Römer werden wir in den nächsten vier Wochen “durchnehmen”. Die Jahresplanungen sind perfekt, passgenau auf den neuen Lehrplan abgestimmt, die Sonderwünsche des Kollegen, welcher die Klasse dann im Sommer übernimmt, miteinberechnet und die Spezifika der Checks unterstrichen. Die Lektionen sind pädagogisch, didaktisch und methodisch wertvoll geplant, ausgeschmückt und natürlich abschliessend kritisch reflektiert. Und? Kann das Kind nun, was es können sollte? -Egal! Durchgenommen ist durchgenommen. Wir Lehrpersonen sind nun auf der sicheren Seite. Denn wenn jemand nachfragt, können wir nicht nur Planungen, sondern auch Tests vorlegen, die dann eindeutig beweisen, dass nicht wir den Fehler gemacht haben, sondern das Kind zu dumm ist.


So nicht!


Ich finde es ist an der Zeit Verantwortung zu übernehmen. Damit meine ich nicht, Schuld auf sich zu nehmen, sondern den Mut zu haben hinzuschauen, wie Kinder wirklich lernen und gleichzeitig in unsere Fähigkeiten vertrauen zu haben, ohne den Beweis des “ich hab`s aber behandelt”. Wenn ich Kinder beim Lernen beobachte, sehe ich viele verschiedene Variationen, wie Lernen funktioniert. Die rhythmische, wöchentliche Taktung konnte ich noch nicht beobachten. In wiederkehrenden Lernstanderfassungen sehe ich, dass unterrichtete Inhalte, gerade wenn sie ungefragt gelehrt werden, oft wieder verschwinden. Es braucht Wiederholung, Anwendung, Vertiefung – Sinnhaftigkeit durch Anknüpfung und Selbstwirksamkeit zum Beispiel. Theorien zum natürlichen Lernen gibt es genug.


Kann es denn sein, dass wir als ganze Gesellschaft an den Kindern vorbei unterrichten?

Was wäre das denn für eine Welt, wenn eine Lehrperson auf “Kann er:sie das noch nicht?” antworten könnte: “Nein.”

29 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page